KAPITEL
Img 3445

Ankommen

Da sitze ich mit meiner besten Freundin in unserem Lieblingsrestaurant. After Work Dinner. Same procedure as every week. Und während wir vor uns hin plaudern, platzt es plötzlich aus ihr heraus. „Ich bin schwanger.“ Sie hat innerlich die Sekunden gezählt, es mir zu erzählen. Wow. Irgendwie war er absehbar, dieser Moment. In unserem Alter – mit Anfang 30 – ja auch kein Wunder.

Ihre Freude steckt mich an. Ich umarme sie. Freue mich mit. Wir sind glücklich. „Na dann auf Euch.“ Prost. Und dann ist er plötzlich da. Dieser Stich. Eifersucht? Ein Gefühl, das ich nicht ausstehen kann, aber kontrollieren kann ich es leider auch nicht. Seit der letzten Trennung date ich mich so durch die Grossstadt. Tindern ist zur täglichen Routine mutiert. Swipe, nein, Swipe, nein. – Surfbilder, nett. MATCH. Daten, kurze Affäre. Next. Irgendwie bin ich dem Ganzen so müde. Kurz vor dem Einschlafen geht dann das Träumen los. Warum hat die Liebe schon so lange nicht mehr bei mir vorbeigeschaut? Die echte Liebe. Ewig und so. Fuck. Gemeinsam ein Nest bauen, verreisen und dann irgendwann schwanger werden. Ok Letzteres ist ein Thema für sich. Als lesbische Frau sehe ich eh schon genug Hürden vor mir. Aber der Rest. Kann doch nicht so schwer sein.

Und jetzt ist meine beste Freundin schwanger und hält mir einmal mehr vor Augen, wie hardcore ich beim Thema Beziehung momentan scheitere. Liegt das an mir? Oder kann ich es auf die Gesellschaft schieben? Unverbindlichkeit und Konsumverhalten. Keine gute Mischung und längst hat sie sich auf mein, nein, auf unser Datingverhalten übertragen. Ein Kollektiv-Problem also.

Gleich fühle ich mich besser. Mit mir stimmt schon alles. Und trotzdem. Warum ist es nur so verdammt schwierig die „Richtige“ zu finden? Stehe ich mir nicht am Ende einfach selbst total im Weg?

Ich gucke Hanna an. Wie sie strahlt. Wie sie sich freut über dieses winzig, kleine ungeborene Wesen, das da ganz langsam in ihrem Bauch wächst. Hanna, die so häufig an den „Falschen“ geriet, die lange nicht mehr an die Liebe glauben wollte. Und ich sehe Hoffnung. Dass auch ich es hinbekommen werde, irgendwo anzukommen.

Bei mir. Und bei einem Menschen an meiner Seite. Und dann werden wir vielleicht auch zu dritt sein. Irgendwann. Schließlich haben Hanna und ich in den letzten Jahren fast alles gemeinsam und parallel gemacht. Studium. Feierei. Erster Job. Warum also nicht auch Kinder zur gleichen Zeit. Kann doch nicht so schwer sein. Oder?

Text: Mila