KAPITEL
Leev Team

Hamburgs knackigstes Start-up

Rumgepansche gibt es hier nicht. Die Gründerinnen vom Hamburger Start-up leev haben Apfelsaft ganz neu erfunden: nämlich absolut sortenrein. Wir haben uns mit den beiden Foundern Natalie und Christina über die Herausforderung, ein neues Produkt auf den Markt zu bringen unterhalten.

Momentan schießen immer neue kleine Gin-, Wodka- und Craft Beer-Marken aus dem Boden. Ihr dagegen setzt auf Apfelsaft. Hattet ihr vorher schon eine Affinität zu Apfelsaft oder wie kam es dazu?

Wir sind beide mit Apfelbäumen im Garten aufgewachsen, die wir selber geerntet haben. Generell ist Apfelsaft ja etwas sehr heimatliches. Fast jeder mag ihn und trinkt ihn. Aber in den letzten Jahren ist dieser Klassiker irgendwie aus der Mode gekommen: Man schlürft heute leev_auslieferneher Maracuja oder Rhabarber. Dabei gibt es beim Apfel so viel Leckeres zu entdecken. Apfelsaft ist eben nicht gleich Apfelsaft! Das wollen wir mit leev zeigen und pressen jeden unserer Säfte sortenrein. Boskoop, Elstar und Holsteiner Cox sind die Geschmacksrichtungen, mit denen bei uns die Vielfalt des Apfels in die Flasche kommt. Das ist mindestens genauso schön wie einen Wodka oder Craft Beer. Wir lieben auf jeden Fall, was wir tun. Deshalb auch der Name: leev heißt Liebe auf Plattdeutsch.

Wer genau steckt hinter leev und wie sieht die Aufgabenverteilung aus?

Wir – Natalie und Christina (Foto links) – sind die Geschäftsführung. Christina ist mehr für den Bereich Marketing und Design zuständig und Natalie für Vertrieb und Finanzen. Aber das ist nicht ganz sortenrein. Wir unterstützen uns gegenseitig in allen Bereichen. Dann haben wir natürlich noch unseren Moster Joachim, der bei der Produktion die Fäden in der Hand hält. Mittlerweile haben wir auch Zuwachs bekommen: Ben hilft uns im Bereich Design und Lore mischt ordentlich in Vertrieb und Marketing mit. Dann haben wir auch noch einen Praktikanten, Daniel. In der Summe ein bomben Team!

Was waren die größten Hürden von der Idee, über die Unternehmensgründung bis hin zur ersten Produktion?

Als Gründerin stehst du oft vor Hürden. Aber das ist am Ende eine Frage der Einstellung. Im Team ist man stärker und dann werden diese Hürden gemeinsam genommen.

Die Planung unser Produktion war wohl eine der größten Herausforderungen, da sie viel Logistik und eine solide Finanzplanung erfordert. Denn die Lagerung unseres Saftes ist wahnsinnig kapitalintensiv. Willst du wachsen, musst du das mit Bedacht und Weitsicht tun. Genauso verhält es sich mit der Apfelsaftproduktion: Man kann nicht ganzjährig guten Apfelsaft herstellen! Das bedeutet, dass wir spätestens im Mai ein Lager aufbauen, das uns bis in den Herbst zur nächsten Apfelernte trägt. Gar nicht so einfach.

Inzwischen gibt es viele Informations- und Networking-Veranstaltungen für Gründer*innen. Habt ihr diese Angebote genutzt? Wenn ja, wie sind eure Erfahrungen?

Networking Veranstaltung sind eigentlich immer wertvoll. Wir haben bisher kein Event erlebt, aus dem wir nicht mit einem guten neuen Kontakt heraus gekommen sind. Gründer*innen helfen sich gegenseitig, schließlich sitzen wir ja alle irgendwie im selben Boot. Und diese Veranstaltungen sind ein guter Ort, um bei einem Bier oder einer leckeren Apfelschorle Erfahrungen auszutauschen.

Gerade mal 13 % aller deutschen Start-ups werden von Frauen gegründet. Woran liegt das eurer Meinung nach? Sind Frauen nicht so wagemutig?

Frauen sind wohl durch ihre Erziehung im Schnitt etwas risiko-averser. Das ist nicht anders, wenn es ums Gründen geht. Aber es werden zum Glück immer mehr Frauen, die sich trauen! Inzwischen gibt es in Deutschland einige tolle weibliche Vorbilder in der Gründerszene. Und das wirkt ansteckend. Tatsächlich gibt es auch Studien, die zeigen, dass Unternehmen in weiblicher Hand die gesünderen sind. Frauen forcieren kein überschnelles Wachstum, arbeiten mit mehr Weitblick und kommunizieren besser. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Unternehmen überlebt, ist höher.

Ein anderer Auslöser für die eher männlich geprägte Gründerwelt: Viele Startups entstehen im IT-Bereich, der bekanntlich eher männerdominiert ist. Es gibt natürlich immer Ausnahmen und auch wir kennen Frauen, die sich dafür einsetzen, dass sich mehr Frauen in diesen Bereichen selbständig machen.

Wer ein Produkt auf den Markt bringt, muss finanziell in Vorleistung gehen. Habt ihr eure Sparbücher geplündert oder wie habt ihr die erste Produktion finanziert?

Ja, genau. Wir haben unser Sparschwein geopfert. Ein paar mehr Schweine. Viele Schweine.

Seid ihr auch schon auf Investorensuche gegangen oder war für euch immer klar, mit leev unabhängig zu bleiben.

Wir wollten leev von Anfang an selbst aufbauen und keine Marionetten irgendwelcher Investoren sein. Das ist doch gerade das Schöne am Gründen – sein eigenes Baby zu machen. Natürlich ist es viel schwieriger, aber es ist die Mühe wert.

Wie viel Zeit müsst ihr wöchentlich in leev stecken? Ist das ein Vollzeitjob? Wie sieht euer Arbeitsalltag bei leev aus?

Leev ist definitiv ein Vollzeitjob. Wir sind jeden Tag in unserem Büro. Morgens machen wir eine Tages- bzw. Wochenplanung und teilen uns die Arbeit auf. Aber wir achten darauf, dass wir faire Arbeitszeiten einhalten: Überstunden gibt es bei uns selten. Aber wenn wir im Büro leev_lastenradbau1sind, powern wir ordentlich.

Früher saßen wir sogar selbst viel am Steuer und haben die Säfte zu unseren Kunden gefahren. Das konnten wir aber nach einer Weile nicht mehr stemmen, da auch andere Aufgaben anstanden. Nun haben wir Großhändler, die uns diese Arbeit abnehmen. Ab und an fahren wir noch mal selbst, aber größtenteils sind wir im Büro oder auf Vertriebs-und Kundenterminen. Zur Sommerzeit sind wir auf vielen Festivals unterwegs.

Dennoch zahlen wir uns keine Gehälter aus, da alles wieder zurück in die Produktion und in unsere Mitarbeiter fließt. Wir halten uns mit unseren alten Jobs als freie Designerin und Strategin über Wasser. Das ist effizienter, als das Geld aus unserem jungen Unternehmen zu ziehen.

Welches sind die größten Bonuspunkte, die leev Apfelsäfte gegenüber anderen Apfelsäften haben?

Wir machen den altbekannten Apfelsaft wieder zum Erlebnis.

Denn wir mosten jede Sorte getrennt und so hat jeder Apfelsaft seinen eigenen Charakter. Wie ein guter Wein. Dazu nehmen wir beste Äpfel, die direkt vor den Toren Hamburgs wachsen und füllen sie auch dort in unser Mosterei ab. Boskoop, Elstar oder Holsteiner Cox – die Lieblingsäpfel der Deutschen bringen wir sortenrein in die Flasche. Pro verkaufter Flasche gehen 2 Cent in den Bienenschutz, die eigentlichen Macher dieser Vielfalt.

Vegetarier*innen und Veganer*innen ärger sich regelmäßig über versteckte tierische Produkte in Apfelsäften – erst kürzlich ermittelte Foodwach, dass jeder dritte Apfelsaft Gelatine enthält. Wie ist das bei euren Säften?

Ja, das stimmt. Unsere Säfte und Schorlen sind vegan. Sie sind naturtrüb und durch keine tierischen Produkte geklärt.

Momentan gibt es drei unterschiedliche leev Apfelsäfte – Boskoop, Elstar, Holsteiner Cox. Gibt es Pläne, das Sortiment zu erweitern.

Oh ja! Wir sind auch schon ganz aufgeregt, weil wir jetzt im Oktober eine echte Innovation auf den Markt bringen. Was genau könnt ihr auf unserer Facebook Fanpage mitverfolgen. Dort veröffentlichen wir jeden Tag ein Stück mehr von unserem neuen Produkt. So viel sei gesagt: Wir bleiben den Äpfeln auf jeden Fall treu. Aber es wird ein Getränk, wie ihr es noch nie getrunken habt 🙂

Manchmal muss es eben doch ein Longdrink sein – womit mixt man eure Säfte denn am besten?

leev-festivalDa jeder unserer 3 Säfte seinen eigenen Charakter hat, haben wir verschiedene Longdrinks kreiert:

Der Kräftige: Boskoop. Der passt am Besten zu einem Bourbon Whiskey. Wir nennen ihn Bourbon Boskoop.

Der Fruchtige: Holsteiner Cox. Schmeckt sehr gut zu Gin. Wir nennen ihn Gin Cox.

Der Süße: Elstar. Schmeckt hervorragend zu Vodka. Eben ein echter Vodka Elstar.

 

Mehr über leev unter www.leev.eu und auf Facebook.

Fotos: leev (Aufmacherbild: Finja Nissen)