KAPITEL
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Oh BOY!

Die weiblichste BOY-Group aller Zeiten ist wieder auf Tour und u.a. zu Gast beim L-Beach Festival! Wenn das kein besonders guter Grund ist, im Mai an die Ostsee zu pilgern und Valeska Steiner und Sonja Glass live zu erleben. Wovon sich die beiden Traumfrauen inspirieren lassen, wie es für sie ist, auf der Bühne  zu stehen und zu welcher Musik sie im Bandbus gerne tanzen, haben sie LIBERTINE Musiknerd Christiane Falk erzählt.

CHRISTIANE FALK: Der Song, mit dem ihr euch 2015 nach langer Pause zurück gemeldet habt, heißt wie das aktuelle Album „We were here“. Es geht um einen Moment, an den man sich ganz intensiv erinnert und der unvergänglich ist. Er klingt passenderweise strahlend schön. Ist es nicht verrückt, dass der Großteil von uns seinem Gehirn scheinbar nicht mehr zutraut, eine Erinnerung zu bewahren und ständig ein Foto auf dem Smartphone machen muss, um zu beweisen, dass etwas wirklich geschehen ist?

VALESKA STEINER: Doch, das ist verrückt und schade! Weil man ja auch meistens den eigentlichen Moment verpasst, wenn man zu sehr damit beschäftigt ist, auf einen Auslöser zu drücken, um ihn der Welt mitzuteilen. Ich glaube, man kann seinem Gedächtnis vertrauen und vergisst die wirklich wichtigen Eindrücke auch ohne Foto nicht.

SONJA GLASS: Von diesem typischen Social Media Verhalten handelt auch unser Song „Hit my heart“. Dieses immer präsent sein zu müssen, selten im Jetzt zu sein. Manchmal gibt es sogar Leute, die mit Tablets Konzerte mitfilmen. Unser Lichtmann meinte, dass zerstört regelrecht seine Lichtshow auf der Bühne. Man schaut dann in die hellen Bildschirme und denkt: „Leute wir sind doch jetzt hier und können zusammen feiern und ein tolles Konzert erleben.“ Genießt es doch einfach.

CF: Sind eure Songs denn Erinnerungen?

VS: Auf jeden Fall. Die Texte handeln oft von persönlichen Erfahrungen, da habe ich meistens einen klaren Bezug. Mir ist es wichtig, dass ich genau weiß, wovon ich beim Singen spreche und warum ich einen Text geschrieben habe.

CF: Eins eurer Lieder heißt „Hotel“ – wie sehr seid ihr mittlerweile hotelerprobt?

SG: Natürlich sind wir relativ oft in Hotels, aber wenn wir auf Tour sind schlafen wir und unsere Crew im Nightliner.

VS: Es fühlt sich an, als wäre man wochenlang auf Klassenfahrt. Mir hat das von Anfang an großen Spass gemacht.

SG: Das Einzige, was wir manchmal vermissen, sind gute Duschen, die sind in manchen Clubs schon sehr trashig. Aber der Bus hat viele Vorteile. Man kann zum Beispiel nachts durch die Gegend fahren und währenddessen zu HipHop tanzen (lacht).

CF: Welche Acts sind auf Dauerrotation?

SG: Wir mögen Jay Z, Justin Timberlake, Destiny’s Child

VS: Und Bilderbuch sind auf unserer Playlists!

CF: Ihr seid nicht die ersten Musiker, die einen Song „New York“ nennen. Nur handelt eurer gar nicht von der Stadt. Wie passt das zusammen?

SG: New York ist eine Metapher für das Unbekannte und Aufregende. Wir haben den Song in einer Zeit geschrieben, in der wir sehr uninspiriert waren und dachten, wir müssten aus Hamburg weg, um etwas anderes zu erleben. Dann sind wir aber doch hier geblieben und haben versucht, das Altbekannte mit neuen Augen zu sehen. Sind also durch die Straßen gelaufen und haben versucht, die Menschen und das Treiben mit offenen Augen und viel Neugier zu sehen. Wir haben Konzerte und Ausstellungen besucht und Dinge gemacht, die man sonst eher als Tourist macht, um anders auf unser uns eigentlich bekanntes Umfeld zu schauen.

CF: Wie gut hat das funktioniert?

VS: Das Experiment ist aufgegangen, immerhin ist dieser Song dabei rausgekommen.

CF: Wie ungewohnt war es denn abgesehen von der Musik, nach dem vielen Unterwegsein erst mal wieder fest an einem Ort zu sein?

SG: Das hat gut getan. Am Ende unserer zweiten Amerikatour haben wir uns sehr auf zu Hause gefreut, auf unsere Freunde und darauf, sagen zu können: „Wir sind jetzt erst mal wieder da, und das bleibt für ein paar Monate so.

CF: Valeska, viele ziehen von einer kleinen, piefigen Stadt nach Hamburg oder Berlin. Bei dir war es anders,  Zürich ist ja nicht weniger attraktiv als deine Wahlheimat. Ist Hamburg im Laufe der Jahre zu deiner Stadt geworden?

VS: Ich vermisse Zürich schon auch immer wieder, aber es fühlt sich mittlerweile so an, als hätte ich zwei Heimatstädte. Mir ist der Umzug damals nicht leicht gefallen. Aber es war unglaublich inspirierend, in einer neuen Stadt anzukommen und eine schöne Herausforderung, sie zu einem zu Hause zu machen. Hinzu kommt, dass Zürich teilweise fast unwirklich schlaraffenlandhaft sein kann. Ich glaube es tut gut, herumzukommen und zu sehen, dass diese Sauberkeit, diese Sicherheit und diese Gemächlichkeit nichts Selbstverständliches sind.

CF: Die Songs sind also in Hamburg entstanden. Wohin hat es euch für die Aufnahmen gezogen?

SG: Die Musik schreibe ich bei mir zu Hause, in meinem kleinen Home-Studio. Zum Aufnehmen und Produzieren haben wir uns dann in diverse Räume und Studios eingemietet. Zum Teil abgeschieden auf dem Land in Italien oder Deutschland, zum Teil in Hamburg und Berlin.

CF: Als ich mich auf unser Gespräch vorbereitet habe, war ich baff, wie alt euer Hit „Little nmbers“ schon ist. Nur, dass er immer noch nicht ausgelutscht wirkt. Wenn ich ihn heute in Clubs auflege, stoßen die Tanzenden immer noch spitze Schreie aus. Wie geht es euch?

VS: Er ist für uns immer noch was Besonderes. Wir sind uns total bewusst, dass er uns an viele Orte gebracht hat und uns viel ermöglicht hat.

SG: Wir sind froh, dass wir ihn nicht als Stiefkind betrachten. Es ist super cool, wenn sich auf den Konzerten alle so drüber freuen. Zum Glück ist das aber nicht der einzige Song, den die Leute mögen.

CF: Euer Labelchef ist Herbert Grönemeyer, den ich als sehr musikbegeisterten Menschen kennengelernt habe, der auch im Alter noch offen für Neues ist. Redet ihr mit ihm auch viel über Musik im allgemeinen oder geht’s dann konkret um eure eigene?

VS: Letztes Jahr gab es ein Essen, bei dem wir uns tatsächlich gegenseitig ein paar neue Songs vorgespielt haben. Das war total schön, genauso wie es Spaß macht, sich mit ihm über’s Musikmachen zu unterhalten und über’s Musiker-sein. Wir schätzen ihn sehr. Seine Philosophie und die des Labels sind extrem künstlerfreundlich. Bevor wir das Album aufgenommen haben, haben wir uns getroffen und er meinte: „Es ist so toll gelaufen mit dem Debüt, macht euch jetzt bitte keinen Druck, dass da ein zweites „Little numbers“ her muss. Macht, worauf ihr Lust habt, entwickelt euch weiter. Das ist heutzutage sehr selten, dass ein Labelchef so etwas sagt.“

CF: Viele KünstlerInnen wollen ja nach einem erfolgreichen Debüt auf dem zweiten Album beweisen, was sie sonst noch alles drauf haben und verlieren sich dabei manchmal. Bei euch wirkt es eher wie ein guter Fluss, auf dem ihr ein Stück weiter gefahren seid. Geht diese Beschreibung für euch in Ordnung?

SG: Das empfinden wir als Kompliment, denn das war Ziel. Das zweite Album war für uns die logische Weiterentwicklung von unserer Musik.

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BOY on Tour

12. Mai: L-Beach, Weissenhäuser Strand

25. Mai: W-Festival, Alte Oper, Frankfurt

23.-25. Juni: Hurricane Festival, Scheessel

23.-25. Juni: Southside Festival, Neuhausen O.E.

29.Juli: Blue Balls Festival (BOY & Friends), Luzern (Schweiz)

29. September: Women Summer Land, Wassenberg

Interview: Christiane Falk

Foto: Inga Seevers