KAPITEL
Kristina Lunz Cutsw

New Girl on the Block – Kristina Lunz

Es gibt viele gute Gründe, sich mit der BILD Zeitung anzulegen. Den Grund, warum Kristina Lunz Deutschlands meistgelesener Tageszeitung den Kampf angesagt hat, konnte man bis zum Jahr 2012 täglich auf der Titelseite des Blattes sehen.

Das so genannte Seite-1-Girl der BILD Zeitung: Leicht bekleidet, in eindeutigen, lasziven Posen und auf bedeutungsschwere Zitate à la „Es ist mein Traum, in den Playboy zu kommen“ reduziert. Für Kristina Lunz, die in Oxford Global Governance and Diplomacy studiert hat, ist diese Art von Darstellung von Frauen Sexismus pur. Als besonders problematisch sieht die 25-Jährige es, in welchem Kontext das BILD-Girl der Zeitung abgebildet wird: Es räkelt sich neben Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Sport und suggeriert somit, dass es sich auch hier um die Abbildung der Realität handelt. Als die BILD Zeitung dann vor gut einem Jahr ihre Leser aufrief, die Brüste von erfolgreichen Frauen aus der deutschen Medien- und Kulturlandschaft zu bewerten, war das Maß für Kristina Lunz voll. Die 25-Jährige startete eine Online Petition, mit einer direkten Forderung an Kai Diekmann, auf Sexismus in der Bild zu verzichten. Die Reaktion des damaligen Chefredakteurs und heutigen Herausgebers der Zeitung: über Twitter forderte er die Studentin höhnisch auf, noch mehr Seite-1-Girls der BILD Zeitung zu rekrutieren.

Die junge Feministin hatte andere Pläne und gründete stattdessen die Kampagne „StopBildSexism“, die sich gegen den täglichen Sexismus in der Bildzeitung, der sich durch das gesamte Blatt zieht, richtet. Das Seite-1-Girl der BILD Zeitung, das seit drei Jahren vom Titelblatt in den Innenteil der Zeitung verwiesen wurde, ist für Kristina Lunz allerdings nur ein Teil des Problems. Die Aktivistin hat die Zeitung über einen langen Zeitraum genaustens inspiziert und festgestellt, dass die weibliche Hälfte der Bevölkerung in der BILD fast ausschließlich auf ihr Äußeres und ihre Sexualität reduziert wird. Täglich bekommen also bis zu 12 Millionen Menschen ein mehr als fragliches Frauenbild durch die BILD vermittelt – mit nicht zu unterschätzender Wirkung.

Kristina Lunz ist sich sicher, dass der mediale Sexismus einer der Hauptgründe für Alltagssexismus und die sehr hohe Gewaltrate gegenüber Frauen ist. „Wissenschaftliche Arbeiten zeigen, dass Sexismus in den Medien zu Gewalt gegenüber Frauen beiträgt und zur Folge hat, dass Frauen weniger ernst genommen und ihre Leistungen belächelt werden“, erklärt Kristina. Sieht man Frauen vor allem nackt abgebildet, verändert das den Blick der Gesellschaft auf sie und ihre Fähigkeiten. Es lehrt Mädchen und Frauen zudem, dass ihr Wert nur von ihrem Aussehen und davon, wie sexuell attraktiv sie auf Männer wirken, abhängt. Für äußerst gefährlich hält Kristina Lunz dabei auch, dass der weibliche Körper als stets verfügbar inszeniert wird, was zu vermehrten sexuellen Übergriffen und Belästigungen führt.

Für die 25-Jährige mehr als genug Gründe, weiter gegen den Sexismus in der BILD anzugehen. Inzwischen haben über 37.000 Menschen die Online-Petition unterschrieben. Die „StopBildSexism“-Kampagne wird von 70 offiziellen Unterstützerinnen vorangetrieben. Support bekommt Kristina Lunz nicht nur von etlichen Organisationen sondern auch von Prominenz wie beispielsweise Jasmin Tabatabai und Julia Thurnau sowie Politikerinnen wie Renate Künast und Katja Kipping, um nur einige zu nennen. Neue Mitstreiterinnen sind jederzeit willkommen.

www.stopbildsexism.com

Text Juliane Rump Foto privat