KAPITEL
Young Fashionable Lesbian Couple Cuddling At Workplace In Office

Flunkern statt outen


Kommt Mausi raus? – so heißt ein Coming-out-Klassiker der lesbischen Filmgeschichte aus dem Jahre 1995. Nun sollte man meinen, die sexuelle Orientierung spielt 24 Jahre später keine Rolle mehr und ein offener Umgang ist selbstverständlich. Weit gefehlt.

Out and proud? Leider noch immer keine Selbstverständlichkeit. Zumindest im beruflichen Umfeld überlegen sich deutsche LGBT-Talente sehr genau, wie offen sie mit ihrer sexuellen Orientierung umgehen. Laut der aktuellen Out@Work-Studie der Boston Consulting Group outen sich gerade einmal 37 Prozent gegenüber ihren Arbeitskolleg*innen.

„Das Thema sexuelle Orientierung ist nach wie vor ein Tabu in vielen deutschen Unternehmen. Damit schaden sich die Unternehmen vor allem selbst: Denn häufig ist ein offener Umgang im Job mit einer höheren Arbeitszufriedenheit verbunden“, erklärt BCG-Principal und Studienautorin Annika Zawadzki.

So sieht jedes vierte deutsche LGBT-Talent ein „Coming-out“ im Job als Karrierefalle: Wie die Studie – für die weltweit mehr als 4.000 junge Berufstätige und Studierende unter 35 Jahren befragt wurden – zeigt, wären 85 Prozent aller LGBT-Talente in Deutschland theoretisch bereit, sich im Job zu outen. Dennoch gibt es immer noch Vorbehalte, diesen Schritt tatsächlich zu gehen: 22 Prozent sind besorgt, dass ein öffentliches Bekenntnis zu ihrer Sexualität ein Karriererisiko bedeuten könnte. 42 Prozent geben sogar an, dass sie im Gespräch mit Vorgesetzten über ihre sexuelle Orientierung lügen. Allerdings sind nur die wenigsten Befragten bereit, für ihren Beruf ein existenzielles Risiko einzugehen: So würden nur vier Prozent der deutschen LGBT-Talente in einem Land arbeiten, in dem Homosexualität strafrechtlich verfolgt wird – der niedrigste Wert im internationalen Vergleich.

Text: Juliane Rump Foto: LightFieldStudios