KAPITEL
Flammen

Liebe so schön wie die Liebe

Intensive Blicke, ein erstes zaghaftes Rantasten, das zu inniger Nähe und Leidenschaft wird. Mit „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ kommt am 31. Oktober eine ergreifende Liebesgeschichte auf die Leinwände. So schön haben wir im Kino schon lange nicht mehr mitgefühlt und gelitten.

Ein ungewöhnlicher Auftrag führt die Künstlerin (Noémie Merlant) im Jahr 1770 auf eine einsame Insel an der Küste der Bretagne: Sie soll heimlich ein Gemälde von Héloïse (Adèle Haenel) anfertigen, die gerade eine Klosterschule für junge adelige Frauen verlassen hat und bald verheiratet werden soll. Héloïse weigert sich, Modell zu sitzen, um gegen die von ihrer Mutter (Valeria Golino) arrangierte Ehe zu protestieren. So beobachtet Marianne Héloïse während ihrer Spaziergänge an die Küste und malt abends aus dem Gedächtnis heraus ihr Porträt. Langsam wächst zwischen den eindringlichen Blicken eine unwiderstehliche Anziehungskraft.

In wunderschönen Bildern, die selbst Gemälde sein könnten, erzählt die renommierte Regisseurin Céline Sciamma eine unglaublich ergreifende Liebesgeschichte und formt zugleich ein kraftvolles, modernes Statement über die Situation der Frau über die Jahrhunderte hinweg: Es geht um individuelles Begehren, weibliche Emanzipation und bürgerliche Gleichheit. Nicht ohne Grund wurde der Film für das beste Drehbuch in Cannes ausgezeichnet. Die Hauptdarstellerin Noémie Merlant sagt dazu auf Deutschlandfunk Kultur: „… als ich zum ersten Mal das Drehbuch gelesen habe, hat mich dieser Film in seinen Bann gezogen. Diese Geschichte hat bisher gefehlt. Die Geschichten von Malerinnen sind historisch ausgelöscht worden, sind nicht mehr zu finden. Geschichten über Frauen und den weiblichen Blick haben gefehlt. Es gibt nur solche mit männlichem Blick, der zum universellen Blick geworden ist. Für uns war es nötig, diesen Film zu machen, damit dieser Blick wieder öffentlich wird und die Frauen ihre Erzählungen und ihren künstlerischen Ausdruck zurück erhalten.“

Ein absolut sehenswerter Film, der durch leise Töne und kleine Gesten, große Gefühle und Intensität, wunderschöne Bilder und zwei herausragende Hauptdarstellerinnen verzaubert. Taschentücher nicht vergessen! Ab dem 31. Oktober deutschlandweit im Kino.