Berlin Feminist Film Week
Heute beginnt die vierte Berlin Feminist Film Week – ein feministisches DIY-Filmfestival mit queerem Anspruch. Was euch dieses Jahr erwartet, was ihr nicht verpassen solltet und wie man sowas eigentlich auf die Beine stellt – das hat uns die Initiatorin des Festivals, Karin Fornander, erzält.
Die Feminist Filmweek ist DIY, du hast sie vor drei Jahren mit Freundinnen auf die Beine gestellt. Wie funktioniert das?
Das Festival hatte ich vor 3 Jahren mit Unterstützung von „Mobile Kino“ ins Leben gerufen. Mir fehlten Filme, mit denen ich mich auch identifizieren konnte und Filme über feministische Themen und es gab zur Zeit schon ein ähnliches Festival in London, wo ich gerade für eine kurze Zeit gelebt hatte. Da ich selber wenig Erfahrung mit der Filmindustrie hatte, bin ich sehr dankbar, dass „Mobile Kino“ mit allen möglichen filmtechnischen Details helfen konnte. Ich komme selbst aus der politischen und feministischen Perspektive und für mich geht es vor allem um den Inhalt. Zum Glück hatte ich zu der Zeit ziemlich viel Geld gespart, hatte meinen Job gekündigt und Lust, etwas Sinnvolles zu machen. Ein Festival ohne Festivalerfahrung und Fördergelder zu starten ist harte Arbeit und Geld verdient man damit auch nicht wirklich. Aber es ist nicht unmöglich! Mittlerweile sind wir ein grösseres Team und wir haben jedes Jahr ganz tolle Freiwillige, sonst würde es nicht gehen!
Das Festival gibt es jetzt schon zum vierten Mal. Was hat sich seit der ersten BFFW verändert?
Das erste Mal habe ich quasi alles alleine gemacht und Filme meistens im Internet recherchiert, mittlerweile bekommen wir über 500 Filme zugeschickt. Damals hatten wir auch noch keine Panels und kein Rahmenprogramm, nur eine kleine Party am Ende. Seitdem habe ich persönlich unheimlich viel über Film und Feminismus dazugelernt. Das Team hat auch dazu gelernt. Das Programm is deutlich grösser geworden, es kommen mehr Leute und wir legen auch viel Wert auf Panels und Q&As, die thematisch zu den Filmen passen. Aber alles ist immer noch viel DIY und funktioniert nach wie vor ohne Fördergelder. Wir sind aber unheimlich dankbar, dass das Interesse noch da ist!
Seit 2014 macht ihr mit der BFFW weibliche und queere Filmemacher*innen sichtbarer. Spürst du eine positive Veränderung im Filmbusiness?
Eine kleine Veränderung vielleicht – auf jeden Fall haben sich die Diskurse verändert und verstärkt. Auch bei den Oscars und ähnlichen Veranstaltungen ist das zumindest in den Reden präsent. Allerdings geht es im der Realität im Hollywood- und Mainstream-Bereich sehr langsam voran, queere/weibliche/PoC Filmemacher*innen sind immer noch nicht vorne mit dabei. Dass Moonlight dieses Jahr den Oscar bekommen hat ist super – aber das ist nur ein Film und wir sind noch weit vom Ziel.
Wie sucht ihr die Filme für das Festival aus?
Wir bekommen wie erwähnt sehr viele Filme zugeschickt, halten aber Ohren und Augen immer nach neuen, spannenden Filmen offen und haben somit auch sehr lange Listen mit Filmen, die wir gerne zeigen würden. Manchmal haben wir uns schon von vornherein für ein spannendes Thema entschieden und suchen dann nach passenden Filmen – oder wir finden einen spannenden Film und machen die Themen davon abhängig.
Dieses Jahr habt ihr wieder sehr viele spannende Filme. Willst du ein bisschen was zum Programm erzählen? Was sind deine Highlights?
Unser Eröffnungsfilm ist „In Between“. Den finde ich persönlich toll, da er an die Serie „Girls“ erinnert, aber in einem spannenden Kontext. Die Protagonistinnen sind alle aus Palästina, wohnen zusammen in einer WG in Tel Avi. Es geht vor allem um Freundschaft, aber man kann auch spüren, welche Auswirkungen der Konflikt auf arabische Menschen in Tel Aviv hat.
Am Witching Feminist Friday zeigen wir eine interaktive Performance von „Femina Non Grata“ und den Film „The Love Witch“. Wird auf jeden Fall eine Freude für die Augen, da der Film auf 35mm gefilmt wurde und einfach unglaublich schön ist.
Mit Cecile Emeke zeigen wir den Film und die Präsentation von „Strolling“ . Die Dokumentarfilmemacherin aus UK stellt ihre Filmreihe vor und diskutiert danach die Themen mit Jessica Lauren Elizabeth Taylor („Black in Berlin“) und Aïcha Diallo („Contemporary and“).
„Fragility“ ist ein sehr wichtiger Film zum Thema Panikattacken, Angst und psychische Gesundheit – ein Thema worüber noch viel zu wenig gesprochen wird und das immer noch sehr stigmatisiert ist. In dem Film wird es im Kontext von Migration thematisiert.
Das ganze Programm der diesjährigen BFFW findet ihr hier – denn es gibt noch viel, viel mehr großartige Filme und Veranstaltungen!
Interview: Johanna Warda
Bild: Berlin Feminist Film Week (Titelbild aus „BelowHerMouth“)